Informationen Projekt "Verkehr Hauptgasse & ÖV"
Erklärfilm
Ausgangslage
Der Gemeinderat hat im Frühjahr 2020 das Projekt PLAZA lanciert. Die Projektbezeichnung „PLAZA“ wurde nicht zufällig gewählt. PLAZA steht für Planung Zentrumsentwicklung und Aufwertung Altstadt. Plaza ist aber auch das spanische Wort für Platz/Markt. Im Rahmen dieses Projektes geht es oft um Plätze und den öffentlichen Raum in Mellingen. Gemeinsam sollen attraktive und schöne Orte geschaffen werden, wo man sich gerne aufhält und sich gerne trifft.
Die historische Altstadt von Mellingen ist heute mit rund 15‘400 Fahrzeugen pro Tag stark belastet. Damit Mellingen eine Entlastung und qualitativ hochwertige Stadtentwicklung erhält, soll der Durchgangsverkehr durch die Altstadt mit baulichen und verkehrlichen Massnahmen gesenkt werden. Künftig wird die Hauptgasse als Begegnungszone mit Tempo 20 gestaltet.
Am 31. Oktober 2020 wurde ein erster Workshop mit der Bevölkerung durchgeführt. Es wurden „Perlen gesammelt“ sowie erste Ideen und Ansätze für das neue Zentrum skizziert. Gleichzeitig wurde auch von einer überwältigenden Mehrheit der Anwesenden der Wunsch geäussert, dass die Hauptgasse vom reinen Durchgangsverkehr entlastet werden soll.
Daraufhin wurden drei Arbeitsgruppen eingesetzt:
- Arbeitsgruppe Öffentlicher Verkehr
- Arbeitsgruppe Aufwertung Hauptgasse
- Begleitgruppe Bahnhofstrasse
Im Rahmen des zweiten Workshops wurden am 1. Mai 2021 der Stand der Arbeiten sowie das „Zielbild des neuen Zentrums von Mellingen“ präsentiert. Die Teilnehmenden hatten danach die Möglichkeit, die verschiedenen Verkehrsvarianten sowie die Möglichkeiten der Gestaltung der Hauptgasse zu diskutieren. Grossmehrheitlich haben sich die Anwesenden für eine Reduktion des Verkehrs ausgesprochen.
Umfrage
Zweifellos ist die Frage, wie der Verkehr künftig durch die Altstadt geführt werden soll, für die Entwicklung unserer Gemeinde entscheidend. Aus diesem Grund möchte der Gemeinderat die Meinung der Gesamtbevölkerung und weiterer interessierter Kreise im Rahmen einer Umfrage einholen und den zu treffenden Entscheid bzgl. des zukünftigen Verkehrsregimes breit abstützen.
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Ausgangslage Bus Mellingen 2021
Das aktuelle Bussystem basiert auf vier Hauptlinien und einer Zusatzlinie (332-Z). Die Busse verbinden die Nachbargemeinden sowie die Städte Baden, Brugg und Wohlen mit den zwei ÖV-Hubs Mellingen Lindenplatz und Mellingen Heitersberg.
Beide Reussseiten werden mit je zwei Kursen von und nach Mellingen-Heitersberg bzw. Baden im Halbstundentakt verbunden, was einen etwas verschobenen Viertelstundentakt ergibt.
Aktuell bauen die SBB die Verbindungslinie zwischen Mägenwil und Birr. Deshalb wird ab Ende 2023 der durchgehende Halbstundentakt der S11 zwischen Aarau und Zürich ermöglicht. Die Bevölkerung der Gemeinde Mellingen und der Region werden von diesem Ausbau des Bahnangebotes enorm profitieren. Mit Einführung des S 11-Halbstundentaktes wird das Busangebot entsprechend angepasst, damit möglichst viele Fahrgäste vom besseren öV-Angebot profitieren.
Ferner dient ein gutes ÖV-Angebot auch den Schüler*innen der Nachbargemeinden als Schulbus.
Arbeitsgruppe ÖV und Workshop 2
Die Arbeitsgruppe ÖV hat zehn verschiedene Verkehrsvarianten für den ÖV in Mellingen und das Verkehrsregime in der Altstadt geprüft.
Dabei wurden folgende Ziele verfolgt:
- Das bestehende ÖV-Angebot wird mindestens erhalten.
- Das ÖV-Angebot soll von vielen Schüler*innen unserer Nachbargemeinden weiterhin genutzt werden können.
- Möglichst wenige Busfahrten durch die Altstadt
- Bessere ÖV-Erschliessung Quartiere Geerig / Gheid
- Kein Buswendemanöver mehr auf dem Parkplatz Birrfeldstrasse
Drei Varianten wurden den Teilnehmern des Workshops 2 am 1. Mai 2021 zur Diskussion unterbreitet. Eine grosse Mehrheit der Teilnehmer hat sich für die „Variante Erhaltung ÖV-Angebot“ ausgesprochen.
Zudem wurde im Workshop angeregt, dass auch die Variante „busfreie Altstadt“ geprüft werden soll. Deshalb werden nun drei verschiedene Varianten kurz beschrieben:
- Variante Vereinbarung
- ÖV-Angebot erhalten
- Busfreie Altstadt
Variante Vereinbarung
Diese Variante basiert auf der Vereinbarung zwischen dem Kanton Aargau, den Umweltverbänden und der Gemeinde Mellingen von Juni 2018. Es wurde festgelegt, dass Sperrzeiten zu den Hauptverkehrszeiten (06:00 bis 08:00 / 11:00 bis 13:00 / 16:30 bis 18:30 Uhr) gelten sollen und dass ausserhalb dieser Zeiten maximal 1’500 Fahrzeuge direkt durch die Altstadt fahren dürfen. Zubringerverkehr und Busdurchfahrten sind jederzeit möglich. Für Last- und Gesellschaftswagen ist die Durchfahrt ganztags generell verboten. Auf der Haupt- und den Nebengassen gilt eine Begegnungszone mit Tempo 20.
Verkehrsplaner haben diese Variante vertieft geprüft und erkannt, dass die vorgesehene Schliessung des Zeittores eher schwierig umgesetzt werden könnte. Ursprünglich war geplant, den Durchgang beim Zeittor für Radfahrer und Fussgänger zu reservieren. Die Verkehrsmodelle zeigen jedoch auf, dass die Wartezonen beim Kreisel Birrfeldstrasse und in der Hauptgasse nicht genügen, um den Verkehr aufzunehmen. Es bräuchte wohl eine Lichtsignalanlage mit einer Vortrittsregelung für den Bus.
Diese Variante hat den Vorteil, dass die Stadtteile auf beiden Seiten der Reuss verkehrstechnisch einfach miteinander verbunden bleiben. Ob der Mehrverkehr in der Altstadt auch das lokale Gewerbe begünstigt, ist offen.
Weil diese Variante jedoch zwei Fahrspuren in der Altstadt bedingt, ist eine Gestaltung der Hauptgasse nur sehr eingeschränkt möglich. Die Verkehrsfläche wäre annähernd gleich gross wie heute und es könnte nur wenig zusätzlicher Platz für Restaurationsbetriebe und Detailhandel geschaffen werden.
Wichtig: Die Variante Vereinbarung wurde bereits mit der Bewilligung der Umfahrung rechtskräftig verfügt und wird umgesetzt, wenn vor der Eröffnung der Umfahrung keine andere Verkehrsanordnung für die Altstadt Mellingen in Rechtskraft erwächst. Eine Änderung der Verkehrsanordnung bedingt eine öffentliche Publikation mit Rechtsmittelmöglichkeit.
Variante ÖV-Angebot erhalten
Die einzelnen Buslinien werden so gelegt, dass ein optimales ÖV-Angebot geschaffen (eingeführt/erhalten) werden kann. Ein Teil der Busse wird die neue Umfahrung nutzen, und noch die Linien 332-Z, 334 und 336 werden durch die Altstadt fahren. Es braucht keine Bus-Wendeschlaufe mehr auf dem Parkplatz Birrfeldstrasse. Linienführung und Fahrpläne sind auf die Stundenpläne der Schule abgestimmt.
Denkbar sind noch kleinere Anpassungen bei den Haltestellen. So könnte eine neue Haltestelle „Zentralplatz“ für die Linie 336 geschaffen werden. Zudem könnte die Haltestelle Geerig ein wenig in Richtung Wohlenschwil verschoben werden. Schliesslich wäre es möglich, an der Birrfeldstrasse und der Bahnhofstrasse zusätzliche Haltestellen zu realisieren. Denkbar wären die Haltestellen Birrfeldstrasse/Büblikerweg sowie Bahnhofstrasse/Meli/Ryfsaal.
Der Zubringerverkehr ist jederzeit möglich. Direkte Durchfahrten durch die Altstadt sind jedoch verboten. Auf der Haupt- und den Nebengassen gilt eine Begegnungszone mit Tempo 20.
Vorgesehen ist eine Reduktion der Busdurchfahrten von heute maximal 20 pro Stunde auf neu maximal 12. Es werden nie zwei Busse gleichzeitig durch die Altstadt fahren. Trotzdem wird eine genügend grosse Verkehrsfläche für Kreuzungsmanöver (Bus / Auto) benötigt. Genügend Platz muss auch für Anlieferung von Waren bereitstehen – z.B. für Heizöllastwagen oder Umzugsfahrzeuge.
Die Fläche, welche für die Gestaltung der Hauptgasse zur Verfügung steht, ist grösser als bei der rechtskräftig verfügten Variante.
Die wesentlichen Nachteile dieser Variante liegen bei der „Trennung“ der beiden Stadthälften sowie bei der Tatsache, dass Montag bis Freitag bis ungefähr 20 Uhr immer noch 12 Busse pro Stunde durch die Altstadt fahren. Am Abend und am Wochenende fahren weniger Busse durch die Altstadt, da die Zusatzlinie 332-Z nicht fährt und auf der Linie 336 nur der Stundentakt angeboten wird (➞ maximal 6 bis 8 Busdurchfahrten pro Stunde).
Die wesentlichen Nachteile dieser Variante liegen bei der „Trennung“ der beiden Stadthälften sowie bei der Tatsache, dass Montag bis Freitag bis ungefähr 20 Uhr immer noch 12 Busse durch die Altstadt fahren. Am Abend und am Wochenende fahren weniger Busse durch die Altstadt, da die Zusatzlinie 332-Z nicht fährt und auf der Linie 336 nur der Stundentakt angeboten wird (à maximal 6 bis 8 Busdurchfahrten pro Stunde).
Variante busfreie Altstadt
Die Variante „busfreie Altstadt“ hat den Vorteil, dass keine Busse mehr durch die Altstadt fahren und sich damit der Verkehr zusätzlich reduziert. Die Altstadt wird zusätzlich verkehrsberuhigt und der Aufenthalt in der historischen Umgebung ist bestimmt angenehmer. Auf der Haupt- und den Nebengassen gilt eine Begegnungszone mit Tempo 20.
Zubringerverkehr ist jederzeit möglich und deshalb muss auch eine gewisse Verkehrsfläche für Kreuzungsmanöver und einen Haltebereich reserviert werden. Bei der Gestaltung der Verkehrsfläche und den Freihalteflächen für den Langsamverkehr und das Gewerbe muss berücksichtigt werden, dass auch die Anlieferung mit Lastkraftwagen möglich sein muss. So zum Beispiel für die Lieferung von Heizöl oder Möbeln. Schliesslich müssen auch die Feuerwehr und Ambulanzfahrzeuge jederzeit ungehindert in die Altstadt gelangen können. Gegenüber der Variante „ÖV-Angebot erhalten“ kann die Verkehrsfläche deshalb nicht weiter eingeschränkt werden.
Auch diese Variante „trennt“ die beiden Stadthälften. Voraussichtlich könnten keine Ausnahme- bzw. Durchfahrtsbewilligungen erteilt werden. Die direkte Durchfahrt durch die Altstadt wären nur für Blaulichtfahrzeuge möglich.
Streicht man die Durchfahrten, hätten die Bewohner der rechten Reussseite (Berg) keine attraktiven, direkten Busverbindungen mehr nach Baden und keine kurzen Anschlüsse mehr an die S11 nach Zürich; es bliebe nur der Wohler-Bus, der im Halbstundentakt zum Bahnhof und zurück über Mellingen-Krone nach Wohlen fährt. Alle Schüler*innen westlich der Reuss müssten am Bahnhof umsteigen oder einen Fussmarsch von der Haltestelle Lindenplatz unternehmen, um von oder zu den Schulhäusern Bahnhofstrasse zu gelangen. Auch die Schüler*innen von Fislisbach verlieren die guten Verbindungen mit dem Bus zur Schule. Zudem würden die Bewohner der linken Reussseite den direkten Anschluss an die S11 nach Aarau verlieren.
Allerdings kann überlegt werden, ob es die Gehdistanzen von wenigen Minuten zwischen den beiden Seiten der Reuss und zu den Schulen mit ihren Bushaltestellen nicht wert sind, eine vom ÖV befreite Altstadt mit ihrem eindrücklichen historischen Ambiente geniessen zu können. Zudem haben Schulwege durch spontane Begegnungen in der Altstadt neben der körperlichen Bewegung auch ihre spezielle Bedeutung.
Option zusätzliche Buslinie
Die „IG ImpulsMellingen21“ hat vorgeschlagen, dass eine Buslinie so gelegt werden soll, dass eine zusätzliche Erschliessung der Haltestelle Krone an der Bahnhofstrasse erfolgen kann. Vorgeschlagen wird zudem ein Wendeplatz bei der Krone oder beim Lehrerparkplatz.
Leider lässt der Fahrplan keine Umwegfahrten zu, um zusätzliche Haltestellen zu bedienen. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Stadt Mellingen nicht nur isoliert betrachtet werden darf. Mellingen liegt mitten in einem komplexen ÖV-System mit Anschlüssen in verschiedene Richtungen. Die Anschlüsse sind minutengenau getaktet, und kein ÖV-Nutzer aus der Region möchte einen Umweg fahren, nur damit noch Haltestellen in Mellingen (z.B. die Haltestelle Krone) bedient werden können. Alle Änderungsvorschläge am heutigen Taktsystem, mit Umwegfahrten und veränderten Anschlüssen, führen dazu, dass ganztägig ein zusätzliches Fahrzeug eingesetzt werden muss.
Sollte sich die Bevölkerung für die Variante „busfreie Altstadt“ aussprechen, könnte die Lücke, die im ÖV-Angebot entsteht, mit einem zusätzlichen Fahrzeug bzw. mit einer zusätzlichen Ortsbuslinie gefüllt werden. So könnte weiterhin ein qualitativ vergleichbares ÖV-Angebot für die Mellinger Bevölkerung aufrechterhalten werden. So wäre zum Bespiel denkbar, dass ein Ortsbus vom Bahnhof Mellingen Heitersberg her die Haltestelle Krone bedient. Zudem könnten weitere Haltestellen erschlossen und wegfallende Anschlüsse wieder hergestellt werden.
Die Schaffung eines solchen Angebotes wäre mit erheblichen Betriebs- und Investitionskosten verbunden. Es müsste mit CHF 500‘000 bis CHF 700‘000 pro Jahr gerechnet werden. Diese Kosten entsprechen rund 4 bis 5 Steuerprozenten und müssten vollumfänglich durch die Gemeinde Mellingen getragen werden. Ausserdem müssten verschiedene neue Wendemöglichkeiten für Busse geschaffen werden. Die technische Realisierbarkeit von Wendemöglichkeiten wurde noch nicht geprüft und deshalb kann noch keine Aussage zu zusätzlichen Kosten gemacht werden. Die Umsetzung eines Wendeplatzes bei der Krone oder beim Lehrerparkplatz erfordert die Ausarbeitung eines separaten Projektes mit allenfalls notwendigem Landerwerb.
Wie geht es weiter nach der Umfrage?
- Die Kommission PLAZA wird einen Bericht erstellen und diesen dem Gemeinderat unterbreiten.
- Danach wird der Gemeinderat in Absprache mit dem Kanton festlegen, welche Variante umgesetzt werden soll.
- Sollte die Variante „Vereinbarung“ eine breite Zustimmung erfahren, würden keine weiteren Massnahmen umgesetzt. Es gäbe keine Publikation der Verkehrsbeschränkung und auch auf eine bauliche Aufwertung der Hauptgasse würde vorderhand verzichtet.
- Sollte sich eine grosse Mehrheit der Teilnehmer an der Mitwirkung für die Varianten „ÖV-Angebot erhalten“ oder busfreie Altstadt“ aussprechen, würde das künftige Verkehrs-
regime amtlich publiziert. - Nach dem Eintreten der Rechtskraft des neuen Verkehrsregimes können die Stimmberechtigten der Gemeinde Mellingen an einer Gemeindeversammlung über den Kredit für die Gestaltung der Hauptgasse beschliessen.
Auswertung
Hier geht es zur Auswertung der Umfrage.
Kommentare
2 Kommentare bisher
Danke für die Aufbereitung der drei Varianten.
Für eine bessere Einschätzung würde ich gerne die Funktion/Veränderung der Seitengassen verstehen. Ist vorgesehen diese zukünftig besser als Begegnungsraum zu nutzen? Gibt es auch dort die Möglichkeit mehr Tische für Restaurants & Beizen zur Verfügung zu stelle (zB zu Lasten der blauen Parkplätze)? Vielen Dank!
Besten Dank, Dominik W, für die gute Frage. Leider kommt diese noch etwas früh. Wir wollen zuerst wissen, wie sich die Verkehrsführung auf der Hauptgasse gestalten wird und werden uns dann mit den Nebengassen beschäftigen. Es gibt auch dort verschiedene Möglichkeiten und Szenarien. Wir müssen die ganze Parkplatzsituation in der Altstadt und in der unmittelbaren Umgebung planen. Aber dazu müssen wir zuerst wissen, wie die Hauptgasse künftig befahren werden kann. Besten Dank für Ihr Verständnis und beste Grüsse, Beat Deubelbeiss, Gemeindeschreiber Mellingen